Schneiderspott

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 1) Der Schneider Franz, der reisen soll,

Der weint und jammert sehr :
« Ach Mutter, lebet ewig wohl,
Wir sehn uns nimmermehr ! »
Die Mutter weint entsetzlich : 
« Das darf mir nicht geschehn !
Du darfst mir nicht so plötzlich
Aus deiner Heimat gehn ! 
Meck, meck, meck,
Aus deiner Heimat gehn ! »
Tschumbala bumbala didamdei,
Die Schneider sind noch funkelneu.
Tschumbala bumbala didamdei,
Die Schneider sind noch neu.
 
2) « Ach Mutter, ich muss fort von hier.
Ist das nicht jämmerlich ? » –
« Mein Söhnchen, ich weiss ein Rat dafür,
Verbergen will ich dich.
In unserm Taubenschlage
Verberg ich dich, mein Kind,
Bis deine Wandertage,
Glücklich vorüber sind. »
Meck, meck usw.
 
3) Mein guter Schneider merkt sich dies
Und tat, als ging er fort,
Nahm kläglich Abschied und verliess
Sich auf der Mutter Wort. 
Des Abends nach der Glocke
Stellt er sich wieder ein
Und ritt auf seinem Bocke
Zum Taubenschlag hinein.
Meck, meck usw.
 
4) Er trat von früh bis abends spät
Im Schlage auf und ab
In seinen Wandertagen,
Bald langsam, bald im Trapp,
Im Rock sein Bügeleisen,
Schwang fröhlich seinen Hut
Und sprach : « So lässt sich’s reisen,
Jetzt hab ich frischen Mut ! »
Meck, meck usw.
 
5) Der Bock fing an zu laufen
Im rasenden Galopp.
Der Schneider schrie : « Ich armer Tropf,
Der Teufel hol den Bock,
Er rennt, stösst mir ja die Spitz
Meiner Seele wund,
Ich sitz wie auf ‘ner Nadelspitz.
Ei, du verdammter Hund ! »
Meck, meck usw.
 
6) Und als der Bock nun müde,
Da blieb er stille stehen.
Dem Schneider stand das Haar zu Berge,
Er konnte nicht mehr gehen :
« Ich setz mich künftig auf die Geis,
Die bleibt doch stille stehen !
Jawohl, ich setz mich auf die Geis,
Die bleibt doch stille stehen. »
Meck, meck usw.
 
7) Einst hatte seine Schwester Streit
Nicht weit von seinem Haus,
Er hört, wie die Bedrängte schreit
Und guckt zum Schlag hinaus.
Mein Schneiderlein im Hemd ergrimmt,
Macht eine Faust und droht :
« Wär ich nicht in der Fremde,
Ich schlüg euch alle tot ! »
Meck, meck usw.
 
Oberhofen 1850
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