Was falsche Liebe tut
1) Ich liebte einst ein Mädchen,
Wie’s jeder Jüngling tut.
Das Mädchen zu verführen,
Dazu hat ich kein Mut.
2) Ich schnitt von ihrem Haupte
Manch blondgelocktes Haar,
Ich trugs auf meinem Busen
Ein ganzes volles Jahr.
3) Ich ward von ihr gerissen
Zum Dienst fürs Vaterland,
Sie schwur mit unter Küssen
Die Treu in jede Hand.
4) Ich kam zu ihr auf Urlaub
Wohl in ein Gastwirtshaus,
Sie aber stellt sich spröde
Und eilt zur Tür hinaus.
5) Das hat mich sehr verdrossen.
Ich fasste den Entschluss :
Ihr Leben soll sie lassen,
Es kost ja nur ein Schuss.
6) Ich traf mit ihr zusammen
Wohl auf dem Wilhelmsplatz,
Es war die zwölfte Stunde
Wohl um die Mitternacht.
7) Ich legte an mit Bangen,
Denn sehen konnt ich nicht.
Bleich waren ihre Wangen,
Und bleich war ihr Gesicht.
8) Ich habe sie geschossen
Wohl mitten durch die Brust,
Sie wollt noch einmal reden,
Doch war sie’s nicht bewusst.
9) Ich wurde arretieret
Noch in derselben Nacht,
Zur Festung abgeführet
Und wurde streng bewacht.
10) Ich wurde angebunden
An einen dicken Pfahl.
Hier sollt ich nun bekennen
Die Frechheit und die Qual.
11) Dort musste ich gestehen
Meine grauenvolle Tat
Und musste dafür büssen
Ein ganzes volles Jahr.
Lampertsloch 1904
Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1, page 126 (voir la bibliographie)