Wächterlied
1) Es wollt’ ein Knab’ auf Buhlschaft gehn,
Da begegnete ihm der Wächter, ja der Wächter.
O Wächter, o Wächterlein weck du uns
Drei viertel Stund vor Sonnenschein,
Sonst könnten wir uns verschlafen !
2) Es ging bis um die Mitternacht
Da begann der Wächter zu rufen, ja zu rufen.
« Steh nur auf, steh nur auf, euer schöne junge Knab,
Wenn’s einer oder der andere beim Schätzel lag :
Der Tag fängt an zu bleichen, ja zu bleichen. »
3) Und als der Wächter gerufen hat,
Frau Ännchen sprang unter dem Laden, ja Laden :
« Bleibt nur liegen (bis) euer schöne junge Leut,
Es ist fürwahr noch lang nicht Zeit!
Der Wächter hat uns betrogen, ja betrogen.»
4) Am anderen Morgen, am anderen Tag,
Frau Ännchen holt schon Wasser, ja Wasser.
Da begegnete ihr derselbige Knab,
Der Gestern Nacht bei ihr geschlafen hat
Und er wünscht ihr e guete Morge, ne guete Morge.
5) Guete Morge, guete Tag, Frau Ännchen mein,
Habt ihr heute Nacht gut geschlafen, ja geschlafen.
Und ich hab es geschlafen in deinem Arm,
Eine Jungfrau bin ich, das Gott erbarm,
Meine Ehre hab’ ich verschlafen, ja verschlafen.
6) Hast du’s deine Ehre verschlafen,
Ei, so will ich sie treu bezahlen, ja bezahlen.
Dort oben in der Kirche, da ist ein Tritt
Wo man zwei Verliebte zusammengibt :
Wir beide, wir müssen zusammen, ja zusammen.
Oderen 1937
Source :
"Vieilles chansons alsaciennes", François Wilhelm, p. 151-152 (voir la bibliographie)