Verzweiflungsvolle Nachricht
1) Einst ging ich am Ufer der Donau entlang,
Will sehn, ob mein einziger Wilhelm da stand.
Er ist ja verschwunden, er ist ja nicht mehr da,
Es singt ja schon wieder die holde Nachtigall.
2) Hier ist ja die Laube, so allein sitz ich hier,
Ach, wär doch mein einziger Wilhelm hier !
Hier haben wir gesessen so manchen lieben Tag,
Und haben manche Stunde in Liebe zugebracht.
3) Dort oben auf dem Berge, da schwang er seinen Hut :
« Ade, mein liebes Mädchen ! Dir war ich einst so gut.
O Rosa, o Rosa, o weine nicht so sehr,
Gedenk an deinen Wilhelm, wenn er nur bei dir wär ! »
4) « O Wilhelm, o Wilhelm, verlass dein Mädchen nicht !
Gedenk an jene Worte, die einst dein Munde verspricht.
Ich hab dir Treue geschworen, ich breche sie auch nicht,
Ich will dich treulich lieben, bis einst mein Auge bricht ! »
5) Gedankenvoll versunken, sie ward es nicht gewahr,
Dass ganz in ihrer Nähe ein Jüngling bei ihr war :
« O trauriges Mädchen, was weinest du so sehr ?
Was ringst du deine Händchen ? Dein Wilhelm – ist nicht mehr !
6) Ich komm, es dir zu sagen, aus fernem, fremden Land,
Wo mir dein Wilhelm als Bruder war bekannt.
Drum, trauriges Mädchen, ach weine nicht so sehr,
Ring nicht deine Händchen : dein Wilhelm ist nicht mehr !
7) Die Fischlein die schwimmen von oben herab,
O trauriges Mädchen, hier findst du dein Grab.» –
« Und schlagen die Blitze auch über mich zusammen,
Zerschlagen meine Glieder, ich such meines Wilhelms Grab. »
Limersheim 1912
Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1, page 143 (voir la bibliographie)