Treue Liebe variante a
1) Es stand eine Linde in jenem Tal,
War oben breit und unten schmal (bis).
2) Darunter zwei Verliebte sassen,
Die vor lauter Lieb ihr Leid vergassen.
3) « Ach, Schatz, wir müssen voneinander,
Sieben Jahre muss ich noch wandern. » –
4) « Musst du sieben Jahre herum wandern,
Heirat ich doch keinen andern. »
5) Und als die sieben Jahre herum waren,
Sie meint, ihr Liebchen kommt balde.
6) Da ging sie in den Garten,
Ihr Feinsliebchen zu erwarten.
7) Vom Garten in das grüne Holz,
Da kam ein Reiter geritten stolz.
8) « Gott grüss dich, du Hübsche, du Feine !
Was machst du hier alleine ?
9) Ist dir dein Vater oder Mutter gram,
Oder hast du heimlich einen Mann ? » –
10) « Mir ist mein Vater oder Mutter nicht gram,
Und ich hab auch heimlich keinen Mann.
11) Heut sind’s drei Wochen über sieben Jahr,
Dass mein Feinsliebchen gewandert war. » –
12) « Gestern war ich geritten durch eine Stadt,
Wo dein Feinsliebchen Hochzeit hat.
13) Was lässt du ihm denn sagen,
Wenn ich zurück tu jagen ? » –
14) « Ich wünsch ihm soviel Segen
Als wie’s im Jahr tut regnen.
15) Ich wünsch ihm eine gute Zeit,
Soviel der Sand am Meere leit.
16) Ich wünsch ihm soviel Glücke fein,
Soviel wie Stern am Himmel sein.
17) Ich wünsch ihm soviel Hochzeitsgäste,
Als wie der Baum hat Äste.
18) Ich wünsch ihm eine gute Nacht,
Weil er so schlecht an mich gedacht. » –
19) « Hättest du einen Schwur oder Fluch getan,
Von der Stund an wär ich geritten davon. »
20) Was zog er von dem Finger sein ?
Ein Ring von rotem Golde fein.
21) Er warf den Ring in ihren Schoss,
Sie weinte, dass das Ringelein floss.
22) Was zog er aus seiner Tasche ?
Ein Tüchlein schneeweiss gewaschen.
23) « Trockne ab, trockne ab deine Äugelein !
Du sollst mein eigen sein.
24) Ich tat dich nur versuchen,
Ob du würdest schwören oder fluchen. »
Wilshausen 1912
Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1, page 54 (voir la bibliographie)