Sterbende Geliebte (die)
1) Es liebten zwei im Stillen sich,
Sie liebten sich herz inniglich.
Die Lieb die war so inniglich,
Das Schicksal traf sie fürchterlich.
2) Der Jüngling wollt auf Reisen gehn,
Das Mädchen blieb ganz traurig stehn,
Die Mutter sprach : « Ach, liebes Kind,
Du weinest dir die Äugelein blind. » –
3) « Ach Mutter, ich hab zwar keine Not,
Ich wünsche mir schon längst den Tod.
Für mich gibt’s keine Rettung mehr,
Ach, wenn ich nie geboren wär’ ! »
4) Die Mutter merkt sich jedes Wort,
Sie schrieb dem Bräutigam an seinen Ort :
« Wenn du nicht kehrest gleich zurück,
So kommst du um dein Erdenglück. »
5) Der Jüngling kehrte bald zurück,
Er gab dem Liebchen seinen ersten Blick,
Er wusste nicht, wie ihm geschah,
Als er sein krankes Liebchen sah.
6) Er schloss sie sacht in seinen Arm
Und küsste sie so herzlich warm.
Sie flüstert ihm ganz leise zu :
« Jetzt geh ich ein zur ewgen Ruh. »
7) Die Rosenwangen wurden weiss,
Ihre zarten Hände kalt wie Eis.
So demutsvoll, so engelrein
Schlief sie in seinen Armen ein.
8) Er kaufte sich ein schwarzes Kleid
Und trug darin die Traurigkeit,
Er trauert um sie ein ganzes Jahr,
Bis dass sie ganz vergessen war.
Erkartsweiler 1913
Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1, page 83 (voir la bibliographie)