Sankt Odilia Sage
1) Und als Odilia geboren war,
Ihr Vater in der Verzweiflung war.
So woll’t er sie ertränken.
2) Er schlug einem Fass den Boden ein
Und setzt die heilig’ Odilia drein.
Er setzt sie auf das Wasser.
3) Sie schwimmt drei Tag, sie schwimmt drei Nächt,
Sie schwimmt dem Müller vors Mühlerad :
Das Mühlrad tut sich stellen.
4) Der Müller sprang zur Tür hinaus
Und zog die heilige Odilia raus,
Und zog sie aus dem Wasser.
5) Er zog sie auf bis ins dreizehnte Jahr,
Bis sie ein Kind auf der Strasse war,
Ein Mädchen auf der Strasse.
6) Da kamen die verfluchten Bürgerskind
Und schalten sie ein gefund’nes Kind,
Gefunden auf dem Wasser.
7) Bin ich geschimpft : gefundenes Kind,
So will ich beten, dass ich mein’ Vater find,
Und gehn, bis ich meinen Vater find.
8) Sie kniet nieder auf ein’ harten Stein
Sie kniet ja Löcher in ihre Bein,
In die Wangen weint sie Löcher.
9) Da kommt der Teufel Lutzi, Lutzifer,
Bringt ihren Vater auf’m Rücken daher,
Wohl aus der höllischen Flamme.
10) Das ist geschehn, es geschieht nimmermehr,
Das auch ein Kind seinen Vater erlöst
Wohl aus der höllischen Flamme.
Hindisheim 1932
Source :
"Encyclopédie d’Alsace", article "Chansons", Richard Schneider, p.1535 (voir la bibliographie)