Reyersweilerlied
1) Merket auf, merkt auf, ihr christlichen Seel’,
Was Neues ist geschehen.
Zu Reyersweiler, in dem Bitscherland,
Was da Neues ist geschehen.
2) Ein Mädchen von zweiundzwanzig Jahr,
Gott hats so hart gestrafet.
Da kommt ein arme Bettelfrau daher,
Ein Almos tät sie sich heischen.
3) „Scher dich hinaus aus unsrem Haus,
Und scher dich hinter die Hecken !
Bettelleut brauchen nicht zu schaffen,
Da tun sie sich dahinter verstecken.“
4) Ach nein, ach nein, Jungfräulein mein,
Gott hat mir meinen Mann genommen,
Gott hat mir meinen Mann genommen,
Meine Kinder hilft Er mir aufziehen.
5) sie stupft und stösst die arme Frau so sehr,
Dass sich die Pfort tät schliessen.
Da schreit und weint das Weib so sehr,
Sie meint, ihr Herz muss brechen.
6) Sie ging wohl in das Gotteshaus ’nein,
Ein heilig Mess zu hören.
Sie schreit und weinet immer sehr,
Sie meint, ihr Herz müsst brechen.
7) Da kommt ein alter, grauer Mann,
Er trägt längst graue Haare,
Ein Almos tut er sich heischen
Wohl um
ein Gotteswillen.
8) „Scher dich hinaus aus unsrem Haus,
Und scher dich hinter die Hecken !
Bettelleut brauchen nicht zu schaffen,
Da tun sie sich dahinter verstecken.“
9) „Auf das Wort hab ich längst gewart’,
Jetzt legst du dich nieder und schlafest,
Und schlafest sieben lange Jahr,
Bis dass du wieder erwachest.’
10) Kaum hatte der Mann das Wort gesproch’,
So legt sie sich nieder und schlafet,
Und schlafet sieben lange Jahr,
Bis an Mariäwürzwischtag.
11) Sie suchten den alten grauen Mann
Auf Gassen und auf Strassen ;
Sie merkten, als wenn es Gott Vater,
Gott Vater vom Himmel gewesen wär.
Source : « Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol. 2, page 57 (voir bibliographie)