Ohne Freude
1) Auf dieser Welt hab ich kein Freud,
Ich hab ein Schatz, und der ist weit,
Er is so weit, er kommt nicht her.
Ach, wenn ich bei meinem Schätzchen wär !
2) Ich kann nicht sitzen und kann nicht stehn,
Ich muss zu meinem Schätzchen gehn.
Zu meinem Schatz, da muss ich gehn,
Und sollt ich vor dem Fenster stehn. »
3) « Wer ist denn draussen, wer klopfet an ?
Der mich so leis aufwecken kann ? » –
4) « Ich steh nicht auf, lass dich nicht rein,
Bis meine Eltern zu Bette sein.
Wenn meine Eltern zu Bette sein,
So steh ich auf und lass dich rein. »
5) « Was soll ich hier nun länger stehn ?
Ich seh die Morgenröt aufgehn,
Die Morgenröt, zwei helle Stern.
Bei meinem Schatz, da wär ich gern. »
6) Da stand sie auf und liess ihn ein,
Sie heisst ihn auch willkommen sein ;
Sie reicht ihm die schneeweisse Hand,
Dann fängt sie auch zu weinen an.
7) « Wein nicht, wein nicht, mein Engelein,
Aufs Jahr sollst du mein eigen sein.
Mein eigen sollst du werden gwiss,
Sonst keine es auf Erden ist.
8) Ein Bildchen lass ich malen mir,
Auf meinem Herzen trag ich’s hier.
Darauf sollst du gemalet sein,
Dass ich niemals vergesse dein. »
Sesenheim 1870
Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1, page 139 (voir la bibliographie)