Mädchen und Baum
1) Es wollt ein Mädchen spazieren gehn
An einem Feierabend spate.
: Was fand sie an dem Wege stehn ?
Ein Baum, und der war grüne. :
2) „Schönen Tag, guten Tag, du stolzer Baum,
Warum bist du so grüne ?“
: ‚Auf mich fällt alle frühmorgens der Tau,
Darum bin ich so grüne.‘ :
3) ‚Schönen Tag, guten Tag, du stolzes Mädchen,
Warum bist du so schöne ?‘
: „Ei, ich ess viel Fleisch und trink brav Wein,
Darum bin ich so schöne.“ :
4) ‚Ein Mädchen, das seine Ehr behalten will,
Das soll zu Hause bleiben,
: Das soll sich beizeiten ins Bettchen legen
Mit ihrem zarten Leibe.“ :
5) „Schweig still, schweig still, du stolzer Baum,
Und red mir nicht so laute !
: Denn ich hab zwei stolze Brüder zu Haus,
Die werden dich umhauen.“ :
6) ‚Hauen sie mich im Spätjahr ab,
Im Frühjahr grün ich als wieder.
: ein Mädchen, das einmal sein Ehr verliert,
Bekommt sie niemals wieder.‘ :
7) ‚Schönen Dank, schönen Dank, du stolzer Baum,
Für deine gut Ermahnung.
: Jetzt will ich sogleich zum Schätzelein gehen,
Beim Schätzelein bin ich gewesen.‘ :
Note DM: corrections : indication de reprise (première et deuxième fois) manifestement erronée dans l’original ; syllabation, mesures 9, 10 et 11, visiblement incorrectes
Source :
« Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol. 2, page 205 (voir bibliographie)