Königstochter (die)
1) Es war einmal eine Königin,
Ein wunderschönes Weib.
Die hatte eine Tochter,
Zum Tod war sie bereit.
2) « Ach Mutter, liebe Mutter,
Mein Kopf tut mir so weh,
Lass mich nur eine Weile
Spazieren gehn am See ! » –
3) « Ach Tochter, liebe Tochter,
Allein darfst du nicht gehn.
Nimm deine jüngste Schwester,
Die wird schon mit dir gehn. » –
4) « Ach Mutter, liebe Mutter,
Meine Schwester ist noch zu klein !
Die pflückt mir alle Blümelein,
Die auf der Insel sein. »
5) « Ach Tochter, liebe Tochter,
Allein darfst du nicht gehn.
Nimm deinen jüngsten Bruder,
Der wird schon mit dir gehn. » –
6) « Ach Mutter, liebe Mutter,
Mein Bruder ist doch zu klein !
Er verscheuchet alle Vögelein,
Die auf der Insel sein. »
7) Die Mutter legt sich schlafen,
Die Tochter ging an den See.
Sie ging am See spazieren,
Bis sie den Fischer fand.
8) « Ach, Mädchen, liebes Mädchen,
Was tust du so früh am See ? » –
« Ich such ja meinen Geliebten,
Der gestern ertrank im See. »
9) Was zog sie von dem Finger ?
Ein Ringlein, war von Gold.
« Nehmt hin, nehmt hin, Herr Fischer,
Kauft euern Kindern Brod ! »
10) Was zog sie von dem Halse ?
Ein Bändelein, war so fein.
« Nehmt hin, nehmt hin, Herr Fischer,
Das soll das Denkmal sein ! »
11) Da stieg sie auf eine hohe Mauer,
Stürzt sich hinunter ins Meer.
« Nun ade, Geschwister und Mutter !
Nun ade, strenger Vater, ade ! »
Ottrott 1860
Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1, page 75 (voir la bibliographie)