Jungknab auf Botschaft
) Es wollt ein Jungknab auf Botschaft gehn
Zum schwarzbraun Mädel am Wege.
Er ging bis vors Schlafkämmerlein :
„Steh auf, mein Schatz, lass mich herein,
Ich hab schon längst gestanden, ja standen !“
2) ‚So lang als du gestanden hast,
Hab ich auch nicht geschlafen.
Geh weg, geh weg, von meiner Lad,
Du bist fürwahr ein falscher Knab,
Meine Ehr will ich behalten, je halten !“
3) „Wenn du dein Ehr behalten willst,
Kannst mich doch reine lassen.“
‚Komm herein, komm herein ins Schlafkämmerlein,
So lang es euch gefällig sei
Von am Abend bis am Morgen, ja Morgen !‘
4) Wie der Jungknab ins Schlafkämmerlein tret,
Auf beiden Seiten ein Bettlein steht.
Er legt sich in das Bett schneeweiss,
Er glaubt, er liegt im Paradeis,
Ganz süss tut er einschlafen, ja schlafen.
5) Des Nachts, wohl um die mittere Nacht,
Der Wächter fängt zu blasen an :
„Steht auf, steht auf, ihr jungen Leut,
Und wer bei seiner Herzliebsten leit !
Der helle Tag kommt geschleichen, muss weichen.“
6) Der Jungknab aus dem Bett heraus sprang,
Er schaut die Stern am Himmel an :
Es ist nicht Tag, es taget nicht.
‚Von meiner Herzliebsten abscheid ich nicht,
Der Wächter hat uns betrogen, ja gelogen.‘
7) Das Mädchen auf dem Bette sass,
Sein schwarzbraune Aeugelein wurden nass :
„Jetzt hast mir mein Herz erweicht,
Jetzt muss ich schon sterben gleich,
Dieweil ich mein Ehr nicht kann bekommen, ja kommen.“
Note DM : Richard Schneider a interprété cette mélodie en valse à cinq temps.
Source :
« Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol.2 , page 235 (voir bibliographie)