Handwerker als Brautwerber (der)
1) Es war ein lediger Metzger :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach nein, ach nein, du Schindersknecht !
Du kommst mir jetzt ja grade recht !
Ein andrer muss es sein, sonst bleib ich ganz allein ».
2) Da kam ein lediger Küfer :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach nein, ach nein, du Fässelbinder !
Bist noch viel weniger als der Schinder !
Ein andrer muss es sein, sonst bleib ich ganz allein ».
3) Da kam ein lediger Weber :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach nein, ach nein, du Schiffelschiesser !
Bist noch viel weniger als der Küfer !
Ein andrer muss es sein, sonst bleib ich ganz allein ».
4) Da kam ein lediger Schreiner :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach nein, ach nein, du Hobelheber !
Bist noch viel weniger als der Weber !
Ein andrer muss es sein, sonst bleib ich ganz allein ».
5) Da kam so tapfer ein Schneider :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach nein, ach nein, du Nadelfade !
Dü bisch nit dick und hasch ken Wade !
Ein andrer muss es sein, sonst bleib ich ganz allein ».
6) Da kam ein lediger Schreiber :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach nein, ach nein, du Dintentupfer !
Bist noch viel weniger als der Nadelhupfer !
Ein andrer muss es sein, sonst bleib ich ganz allein ».
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7) Da kommt so tapfer ein Zimmergesell :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach nein, ach nein, du kommst zu spät !
Es han mich hit schon siebe gewellt !
Ein andrer muss es sein, sonst bleib ich ganz allein ».
8) Da kam ein lediger Bettler :
« Schönste Jungfrau, wollt’ sie mich ? » ̶
« Ach ja, ach ja, du Bettelbu !
Du trägst mir ’s Brot im Säckel zu.
Kein andrer darf es sein,
Sonst bleib ich ganz allein ».
Truchtersheim und Dossenheim 1910