Freiheitslied 1790
1) O du, der Erde höchstes Gut,
Du, die uns in Gefahren Mut,
Zum Glück Empfindung gibt,
O Freiheit, edler Seelen Lust, (bis)
Mit Dank verehrt des Franken Brust
Dich, die er kennt und liebt. (bis)
2) Du gibst dem Leben Heiterkeit,
Dem Patrioten Mut zum Streit,
Wenn deine Stimme ruft.
Auf hohen Alpen fühlet so, (bis)
Der Hirte seines Glückes froh,
Die reine leichte Luft. (bis)
3) Wie, durch kein eisern Joch gedrückt,
Der Franken Reich, von Gott beglückt,
Der Freiheit Segen fühlt !
O, du mein teures Vaterland ! (bis)
Teuer sei dir deiner Freiheit Stand,
Der mehr als Leben gilt. (bis)
4) Ihr, die mein liebend Herz verehrt,
Seid Brüder, seid des Glückes wert,
Das euch der Himmel schenkt.
Der ist es nicht, wer, frei vom Joch, (bis)
Gezwungner Herrschaft lebt und doch
Nicht wie ein Freier denkt. (bis)
5) Der ist es nicht, wer schmeichelnd lügt,
Sich sklavisch vor den Grossen schmiegt.
Weil Gold den Götzen schmückt.
Wer anders denkt und anders spricht, (bis)
Der Niedrige verdient es nicht,
Dass Freiheit ihn beglückt. (bis)
6) Nicht der, der Herrschaft-Fesseln trägt,
Wenn des Tyrannen Szepter schlägt,
Nicht der ist ein Knecht.
Wen wilde Leidenschaft regiert, (bis)
Der Laster Sklav, auch der verliert
Der Freiheit hohes Recht. (bis)
7) Wer, wie ein guter Bürger soll,
Des teuren Vaterlandes Wohl
Mehr als sein eignes liebt,
Und wenn es ihm sein Ruh gebeut, (bis)
Sein Leben selbst mit Freudigkeit
Für seine Brüder gibt. (bis)
8) Wer dem Gesetz gehorsam lebt
Und frei von niedrer Absicht strebt,
Sich ganz dem Staat zu weihn,
Der ist, was wir nicht alle sind, (bis)
O freies Land, dein echtes Kind
Und würdig, es zu sein ! (bis)
Strassburger fliegendes Blatt 1790 mit dem Titel « Volkslied »
Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 1, page 234 (voir la bibliographie)