Drei Schneider und ein Schleck

1) Es waren einmal drei Schneider gewes’n ‒ o je. ‒
Die sind miteinand in die Fremde geres’n, ‒ o je. ‒
Und auf dem Weg, da fanden sie ein Schleck,
So waren sie alle drei erschreckt,
o je, o je, o je.

2) Der erste sprach : „Geh du voran !“ ‒ o je. ‒
Der zweit, der sagt : „Ich trau nicht dran.“ ‒ o je. ‒
Der dritte war so gar erschreckt,
Dass er die Reu und Leid erweckt.
o je, o je, o je.

3) « Der Flunder weiss doch, was das ist ! ‒ o je. ‒
Das Tier gewisslich Menschen frisst. ‒ o je. ‒
Ich glaub, dass es ein Einhorn sei,
Das Teufelsgesicht hat aber zwei.“
o je, o je, o je.

4) Der grösst fasst Mut und herzhaft spricht : ‒ o je. ‒
„ Ich hab noch heut gestohlen nicht, ‒ o je. ‒
Weil ich ein wenig vom Gewissen frei,
So tret ich noch zwei Zoll näher bei.“
o je, o je, o je.

5) „Ach, liebe Brüder, trauet nicht ! ‒ o je. ‒
Ich hab ihm gesehn ins Angesicht. ‒ o je. ‒
Es sind kein Hörn, ach glaube mir,
Es ist sein Hau- und Stechgeschirr.“
o je, o je, o je.

6) „Ach, Brüder, weichet doch zurück ! ‒ o je. ‒
Wir sind dem Tier nur ein Frühstück. ‒ o je. ‒
Lauft, lauft doch, wer sein Leben liebt,
Lauft, lauft, dass es hinten Feuer gibt !“
o je, o je, o je.

7) Und da sie waren vom Laufen müd, ‒ o je. ‒
Der grösste rief : „O Gott behüt !“ ‒ o je. ‒
Nun sind wir ziemlich von Gefahren frei,
So ratet doch alle, was das sei.“
o je, o je, o je.

8) „Das Tier hat Stärke ohne End ‒ o je. ‒
Es trägt sein ganzes Resident, ‒ o je. ‒
Er trägt sogar sein Sch….haus mit,
Das kann ja Vieh und Menschen nit.“
o je, o je, o je.

9) Der erste rufet zum Gewehr, ‒ o je. ‒
Nimmt Ellen, Nadel und die Scher, ‒ o je. ‒
Braucht Heldenmut, Verstand und Witz :
„Dir steht das Leben auf der Spitz.“
o je, o je, o je.

10) Ein jeder sprach mit Zuversicht :‒ o je. ‒
„Komm heraus, komm heraus, du Teufelsgesicht, ‒ o je. ‒
Komm heraus, komm heraus, du Teufelsgesicht,
Wenn du willst haben ein Stich.“
o je, o je, o je.

11) Und als die Schleck das Haus bewegt, ‒ o je. ‒
Haben sie das Gewehr all niedergelegt ‒ o je. ‒
Und schrieen : „Jetzt müssen wir bleiben hier
Als Kriegsgefangene bei dem Tier.“
o je, o je, o je.


Source :
« Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol. 2,  page 169 (voir bibliographie)

 

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