Der Morgenstern
1) Ist das nicht der Morgenstern,
Der vor dem Tag aufgeht ?
Er leuchtet so manchem Jungknaben,
Der so heimelich freien geht.
2) „Wo gehst du denn hin freien
Mit deinem stolzen Gang ?“
: ‚Ich geh der Lieb vor die Lade :
Schatz, steh auf, lass mich herein !‘:
3) „Ich steh fürwahr nicht aufe,
Lass dich nicht herein.
: Ich hab ein andern im Arme,
Den ich nicht wecken mag.“ :
4) ‚Hast du einen andern im Arme,
Den du nicht wecken magst,
: So soll sich Gott erbarmen,
Dass ich derselbe nicht bin.‘:
5) Der Jungknab kehrt sich herummer,
Er führt ein traurigen Gang.
: Ging unter den Haselstock weinen,
Wo sein Liebste begraben ist. :
6) „Was liegst du hier verfaulen,
Du zartes Mündelein rot ?
: Tut mein jungfrisch Herz trauern,
Trauern bis in den Tod.“ :
Source :
« Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol. 2, page 237 (voir bibliographie)