Bei Sedan auf der Höhe

1) Bei Sedan auf der Höhe,   
Da stand nach blutger Schlacht
In stiller Abendstunde
Ein Schütze auf der Wacht.

2) Die Wolken ziehn nach Osten,
Der Dörfer wilder Brand
Erhellet Wald und Fluren
Im fernen Frankenland.

3) Er denkt der Eltern, Brüder,
Und auch der Liebsten sein,
Die im fernen Heimatlande
Sich seiner Heimkehr freun.

4) Er ging wohl auf und nieder,
Beschaut der Toten Schar,
Die gestern um diese Stunde
Noch flink und rüstig war.

5) Was jammert dort im Busche ?
Was klagt in tiefer Not :
« Gib, heilge Mutter Gottes,
Mir einen sanften Tod ! »

6) Der Schütze schlich sich näher,
Da lag ein Reitersmann
Mit tiefer, blutger Wunde
Im Busche bei Sedan.

7) « Bring Wassser, deutscher Kamerad !
Die Kugel traf so gut,
Dort an dem Wiesenrande,
Dort floss zuerst mein Blut.

8) Eine Bitte, deutscher Kamrad :
Grüss mir mein Weib und Kind !
Ich heiss Andreas Förster
Und bin aus Angermünd. »

9) Wie warten Frau und Kinder
Zu Haus am treuen Herd !
Sie erwarten ihren Vater,
Der niemals wiederkehrt.

10) Grabt mich am Wiesenrande
Dort ein beim Morgenrot ! »
Er sprachs, es brach sein Auge,
Der Reitersmann war tot.

11) Und früh am andern Morgen
Grub ihm der Schütz sein Grab
Und senkt in stiller Trauer
Den Reitersmann hinab.

12) Ein Kreuzlein von zwei Zweiglein
Das beugt sich sanft im Wind.
Hier ruht Andreas Förster
Und war aus Angermünd !

13) Und dieses ist geschehen
Bei Sedans blutiger Schlacht,
Wo so mancher deutscher Kamrad
Hat so tapfer mitgemacht.

Ringendorf 1898

Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 1,  page 290 (voir la bibliographie)

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