Zigeunerkind
1) Es glänzet der Frühling so licht durch den Hain,
Es rieselt die Quelle im Sande.
« O Mutter, lass hier uns’re Heimat sein !
Was ziehn wir von Lande zu Lande ? » ̶
« Immer nur zu ! Immer nur zu !
Zigeunerkind hat keine Ruh ! »
2) « O lass uns doch bleiben am friedlichen Ort,
Wo man unsre Kunst reich belohnet !
O Mutter, o Mutter, o lass mich dort,
Wo das Glück und die Liebe nur wohnet ! » ̶
« Glück ist nur Schein, Glück ist nur Schein,
Zigeunerkind darf nicht glücklich sein ! » ̶
3) « Und siehst du den Knaben im schaukelnden Kahn ?
Er hat mir mein Herze entflammet !
O Mutter, o Mutter, o lass mich ihm nah’n !
Doch er flieht, als würd er verbannet. » ̶
« Weiter zur Fern ! Weiter zur Fern !
Zigeunerkind hat niemand gern. »
Niederseebach 1893