Verkleideter Freier

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1) Es freit ein reicher Kaufmannssohn,
Er freit die Königstochter,
Er freit sie nit länger als sieben Jahr
Und kann sie nicht erwerben.

2) „Bist du so’n reicher Kaufmannssohn
Und kannst mich nit erwerben,
: So zieh du Jungfräueleins Kleider an
Und komm in unser Wesen !“ :

3) ‚Ach Schwester, liebste Schwester mein,
Lehn mir von deinen Kleidern,
: Denn ich muss in fremdes Land freien gehn,
Im Herzen tut es mir leide !‘ :

4) Was leit sie ihm hin, ein Seidenrock weiss,
Sie legt sein Haar in Seide.
„Reit hin, reit her, mein Brüderlein jung,
Das Freien wird dich reuen.
Reit hin, reit her, mein Brüderlein jung,
Der liebe Gott soll dir helfen.“

5) Und wie sie auf die Heid ist komm,
Wohl auf gut Licker und lichtere Heide,
: Da begegnet ihr der König
Mit all seim Volk, mit tausend Wagen. :

6) Der eine Kamerad zu dem andern sprach :
„Wer kommt daher geritten ?
Es ist fürwahr ein schöne Jungfrau,
Sie hat zwei schwarzbraune Augen,
Sie kommt noch heut vor unser Schloss,
Von mir wird sie hereingelassen.“

7) Der Tag verging, der Abend kam,
Jungfräuelein kam geritten,
: Sie klopfet so leise wohl an die Tür,
Sie wäre gern reingelassen.

8) ‚Ach Vater, herzliebster Vater mein,
Soll ich ihr zeigen die Strassen,
: Soll ich sie heissen herinnergehn,
Oder soll ich ihr weisen die Strassen ?‘ :

9) „Ach Tochter, herzliebste Tochter mein,
Du sollst ihr nicht weisen die Strassen,
: Denn es schicket so mancher edele Herr
Seine Kinder auf fremde Strassen.“ :

10) ‚Habt ihr einen Mann oder wollt ihr keinen han,
Oder wollt ihr Jungfräuelein bleiben ?‘
„Ich hab keinen Mann, will auch keinen han,
Jungfräuelein will ich bleiben.“
‚Ei, so könnt ihr bei meiner Tochter schlafen,
Sie liegt in brauner Seide.‘

11) Des Nachts, wohl um die mittere Nacht,
Dem Herrn träumt es so schwere.
: Es träumt ihm, als wenn der junge Markgraf
Bei seiner Tochter leie. :

12) Alsdann nahm er ein Licht zur Hand
Und ging von Kammer zu Kammer,
: Da fand er dem Edelmann sein jungen Markgraf
Bei seiner Tochter leien. :

13) „Lei hin, lei her, du junger Markgraf,
Das Leien wird dich reuen,
: Denn ich hab ein Galgen in Oesterreich stehn
Daran sollst du es bereuen.“ :

14) Die Nacht verging, der Morgen kam.
‚Jungfräuelein, wollt ihr abreisen?‘
Und wie sie in den Hof hinein kam,
Da fängt sie an zu singen :
„Und wenn ich dem König sein Tochter nit bekomm,
Ich hab doch bei ihr geschlafen.“

15) Der König in dem oberen Fenster lag,
Er hört dem Singen ein Ende.
‚Kehr um, kehr um, du junger Markgraf,
Du sollst mir wieder umkehren.
Denn in habe ein Schlösslein in Frankreich stehn,
Darauf sollst König werden.

Note DM : variante  „Goethe-Lied“ :“ das Lied vom verkleideten Grafen“

Source :
« Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol. 2,  page 97 (voir bibliographie

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