Verbannt nach Sibirien
1) Nach Sibirien muss ich jetzt reisen,
Muss verlassen die blühende Welt.
Schwer beladen mit sklavischem Eisen,
Harret meiner nur Elend und Kält !
O Sibirien, du eiskalte Zone,
Wo kein Zephyr die Fluren beglückt,
Wo kein Funke der Menschheit mehr wohnet,
Wo das Aug keine Hoffnung erblickt.
2) Von den Meinen gewaltsam gerissen,
Die sich Herzen an Herzen gebannt,
Kann im Leben sie nimmermehr küssen,
Die mich Vater, mich Gatten genannt.
O, wer trocknet die Tränen den Meinen,
Die in Sehnsucht sie haben geweint,
Mit der Sonn muss ich mich verweilen,
Lass, o Schicksal, mir diese Freud !
3) Wenn ich über den Ural muss steigen
Aus der Sonn in die finstere Not,
Wo im Dunkel uralter Eichen
Stets die Menschen sind bedroht,
O, dann schau ich noch einmal hienieden
Nach der Heimat mit schmerzlichem Blick.
Nur die Sehnsucht ist mir geblieben :
Goldne Freiheit, mein einziges Glück !
Rohrweiler 1899
Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 2, page 49 (voir la bibliographie)