Trauriges Leben (ein)
1) Was hört man denn Neues vom Kriege,
Vom Kriege bei jetziger Zeit ?
Man hört nichts als Kämpfen und Singen !
Die Marschäll sind täglich bereit.
O, wenn man das Elend betrachtet,
Wo Menschen und Vieh wird geschlachtet,
Da wird jedes Herz wie ein Stein,
Es muss ja was fürchterlichs sein.
2) Der Vater, der steinalte Greise,
Geht auch mit dem Stabe einher,
Ganz stille, ganz ruhig, ganz leise,
Er fand seinen Sohn nimmermehr.
Er liegt schon verscharret im Sande
In einem entfernten Lande.
Ist das nicht ein trauriges Los ?
Unter der Erde da liegt ja sein Schoss.
3) Die Mutter die fing an zu weinen,
Vor Mitleid zerbricht ihr das Herz.
« Ach Gott ! hilf nur einmal den Meinen
Und lindre auch meinen Schmerz !
Mein Sohn, der mich hat unterstützet,
Sein Blut ist schon längstens verspritzet,
Durch Kugeln und klingendes Schwert
Liegt er schon tief unter der Erd. »
4) Dem Mädchen sein Freud ist genommen,
Ihr Geliebter ist auch schon im Tod,
Er hat ihr die Treue geschworen,
Jetzt lebt sie in Angst und in Not.
Ihre Augen benetzt sie mit Tränen,
Ihr Kummer ist nicht zu benennen.
Ist das nicht ein traurig Geschick ?
Ihr Geliebter kommt nimmer zurück.
5) Ist das nicht ein trauriges Leben
Für Eltern, Geschwister und Freund,
Wenn wir in dem Schlachtfelde schweben
Vor einem so mächtigen Feind ?
Die Kugeln die fallen wie Regen,
Und viele die kommen ums Leben.
Ist das nicht ein Jammer und Not ?
Viele Kameraden die sind schon tot !
Ottrott 1865
Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 2, page 47 (voir la bibliographie)