Seemanns Grab
1) Leise über sanften Wogen
Nimmt das Schifflein seinen Lauf,
Und am fernen Himmelsbogen
Steigt die Morgenröte auf,
Und am fernen Himmelsbogen
Steigt die Morgenröte auf.
2) Doch an Bord ist alles trübe,
Statt der sonstgen Heiterkeit,
Hört man nur ein leises Flüstern,
Denn man trauert um den Freund.
3) In dem Sarg nach Seemannsweise
Ganz aus Segeltuch gemacht,
Wird er zu der letzten Reise
Nach dem Fallbrett hingebracht.
4) Leise weht es an der Stelle,
Wo den Sarg man senkt hinab,
Eine hohe, schwarze Welle
Senkt sich über’s Seemannsgrab.
5) Und aus der Matrosen Reihe
Tritt hervor der Kapitän,
Und man sieht bei den Matrosen
Tränen in den Augen stehn.
6) Und mit tiefbetrübtem Herzen
Tritt hervor der Steuermann,
Leise hallen seine Worte,
Dringen tief ins Herz hinein :
7) « Schlummre sanft auf kühlem Grunde,
Von den Wellen eingewiegt !
Deiner Mutter bring ich Kunde,
Wo ihr Sohn begraben liegt. »
8) Leise über sanften Wogen
Nimmt das Schifflein seinen Lauf,
Auf dem Grunde ruht der Tote,
Seine Seele steigt hinauf.
Dunzenheim 1920