Seele und Leib
1) Als ich einmal an einem Kirchhof vorbeiging,
Da wo so viele Gräber sind,
Da stand eine Seel an einem Stein,
Sie rief von Herzen das Grab hinein.
2) „Steh auf, o Leib, hier ist die Seel,
Hier ist die Seel, verklaget dich.“
‚Ist das die Seel, die vor acht Jahren
Aus diesem Leben ist gefahren ?‘
3) Wenn du sahst die Leut in die Kirche gehn,
Bliebst du noch drei Stunden vor dem Spiegel stehn ;
Und als die Mess war halber aus,
So bist du gegangen ins Gotteshaus.
4) Du hast ausgespott’ und ausgelacht,
Das hat dein Seel in gross Leid gebracht.
Zum Beten warst du viel zu faul,
Hast allzeit gemeint, musst auftun ’s Maul.
5) . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
Drum ist es auch nicht mehr als recht,
Dass du die Strafen mit mir teilst.‘
Source :
« Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol. 2, page 65 (voir bibliographie)