Friedenssehnsucht

1) Jetzt kommt die längst gewünschte Stunde,  
Sie kommt und kehret bei uns ein.
Mein Jünglingsjahre sein verschwunden,
‘S freut mich nicht mehr, Soldat zu sein.

2) Jetzt dank ich Gott und meinem Herrn
Und heb die Hand zum Himmel auf
Für diese Gnad, dass ich noch lebe
Und hab jetzt wiedrum freien Lauf.

3) Soldat heisst viel, wenn man’s betrachtet :
Er setzt sein Leben hin auf’s Spiel,
Um so ein geringen Preis geachtet,
Stürzt er sich hin ins Mordewühl.

4) Er muss im Rauch und Pulverdampfe
Wie auch bei grauser, dunkler Nacht,
Im blutgen Schweiss und harten Kampfe
Bei Sturm und Regen auf die Wacht.

5) Wie viel von meinen Kameraden,
Die sind geblieben in Kampf und Streit,
Ich sah sie dort im Blute baden
Jetzt sind sie in der Ewigkeit.

6) Sie lagen da vor meinen Füssen,
Dem fehlt ein Arm und dem ein Fuss,
Da sah man helle Tränen fliessen,
Was der Soldat doch leiden muss !

7) Vieltausend sind in Russland geblieben
Bei Berasin wohl auf der Brück,
Von Hunger und Kälte aufgerieben,
Es kommt ja keiner mehr zurück.

8) Da klagt der Vater und die Mutter,
Weil sie ihr liebes Kind verlorn,
Die Schwester weint um ihren Bruder,
Weil er dort in dem Schnee erfrorn.

9) Napoleon will das nicht achten,
Obschon sein ganzer Krieg verspielt ;
Was übrig blieb, liess er noch schlachten
Bei Leipzig in dem grausen Spiel,

10) Da ging sein ganzer Plan verloren,
Man sah sein Heer in Trümmern stehn.
Napoleon spitzt seine Ohren :
« Diesmal ist es um mich geschehn ! »

Bischweiler 1854

Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 1,  page 251 (voir la bibliographie)

Retour à la liste