Am Seil

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1) Es ist ja mit den Weibsleut gar übel zu wohnen,
Sie treiben’s mit den Mannsleut oft gar zu toll,
Ich glaube gewiss, ich werd mich nicht irren,
Die Mädel die sein nur für sie zu vexieren.

2) Ich war ja mein Lebtag mit keiner zufrieden,
Drum hab ich so viel mit den Weibsleut gelitten.
Es hat mich noch eine jede vexiert und geneckt,
Drum hab ich vor den Weibsleut auch allen Respekt.

3) Hört zu, ihr lieben Leut, was ich euch erzählen tu,
Und wenn ich’s euch erzähle, so schäm ich mich genug ;
Doch wenn ihr ein klein wenig zuhören wollt,
So will ich’s euch erzählen, dass ihr gleich lachen sollt.

4) Ich führte das Muster zum König von Ungarn.
Kaum war sie bei mir, so klagt sie mir Hunger.
Ich liess ihr auftragen brav Wein und brav Bier
Und tanzt auch die halbe Nacht bis um zwölf Uhr mit ihr.

5) Und als das Tänzel war vorbei,
Nahm ich mein Schatz und führt sie heim.
Auf einmal da fällt mir mein Hausschlüssel ein,
Den hab ich vergessen, jetzt kann ich nicht ’nein.

6) Sie sprach : « Mein lieber Herr, sein Sie nur nicht betrübt,
Sie können bei mir bleiben, wenn’s Ihnen beliebt.
Sie können zum Tor hinein ohne genieren,
Wenn Sie dem Pförtner ein Trinkgeld spendieren.

7) Es geht aber nicht anders als hinten im Garten,
Da müssen Sie ein klein wenig am Lusthäuschen warten.
Da steig ich von unten die Stiege hinauf
Und mache von oben das Fensterlein auf.

8) Dann lass ich von oben ein Strick heruntergehn ;
Er bimbelt und bambelt, Sie werden’s verstehn.
Da nehmen Sie Ihre Hände und knüpfens fein dran,
So zieh ich Sie aufi, so gut als ich kann. »

9) So hab ich halt dem Mädel mein Zutrauen geschenkt, –
Wer hät denn sogleich an so Lumpenstreich denkt ?
Doch als ich am Fenster am zweiten Stock war,
Da liess sie mich hängen, als wär ich ein Narr.

10) Ich bimbel und bambel und ruf : « Mein lieber Engel,
Ich bin erst am zweiten Stock, zieh noch ein wenig ! »
Sie schaut aber zum Fenster heraus und sprach :
« Du hängst lang gut ! » und lacht mich brav aus.

11) Des Morgens in aller Früh, als die Sonn auf war,
Da kam halt der Gärtner und schaut wie ein Narr.
« Ach Gott, ihr lieben Leut, was ist hier geschehn ?
So hab ich mein Lebtag kein hängen gesehen ! »

12) « Ach Gott, mein lieber Gärtner, tun ’s mir doch den Gefallen
Und helfen Sie mir runter, ich will gern bezahlen !
Es hat mich ein Mädel vom Boden angführt
Zum Dank, dass ich sie gestern zum Tanz hab geführt. » –

13) « So ! sagt halt der Gärtner, « so geschieht dir ganz recht !
Warum hast du getraut dem Hans Gimbel seiner Magd ?
Es können mehr Leut kommen, können lachen wie die Narren,
So aufgehängt ist ja sein Lebtag keiner worren ! »

Alteckendorf 1911

Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1,  page 106 (voir la bibliographie)

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