Zu Strassburg auf der langen Brück
1) Zu Strassburg auf der langen Brück,
Da stand ich eines Tags,
Nach Süden wand ich meinen Blick,
Im grauen Nebel lag’s.
Da dacht ich mir : da hinten liegt
In wunderbarem Reiz
Mit seinen Almen, seinen Höh’n,
Mein Vaterland, die Schweiz.
2) Und wie ich’s dacht und wie ich sann,
Da zog ein Knab vorbei,
Der blies ins traute Alpenhorn
Der Heimat Melodei.
Da ward mir’s kalt, da ward mir’s warm,
Rasch sprang ich in die Flut.
Hinauf den Rhein mit starkem Arm
Schwamm ich mit frischem Mut.
3) Hätt’ mich nicht der Sergeant beacht’,
So hätt’ es keine Not.
Jetzt haben sie mich eingebracht
Und schiessen heut mich tot.
O liebe Herren, glaubt mir dies,
Mich zog ein süsser Ton,
Der Knabe, der das Alphorn blies,
Der trägt die Schuld davon.
4) Nun führt hinaus mich vor das Tor
Und messt die fünfzehn Schritt
Und schiesset wacker, doch
Zuvor gewährt mir eine Bitt :
Blast mir das Alphorn noch einmal
In wunderbarem Reiz,
Und dann grüsst mir viel tausendmal
Mein Vaterland, die Schweiz !
Strassburg vor 1870
Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 2, page 24 (voir la bibliographie)