Verzweifelte Mutter (die)
1) Es kommt eine Frau aus dem Bayerland,
Sie führt drei Kinder an einer Hand,
Sie heischt um des Gottes Willen :
« Ach, helf dir Gott ! Ach, helf dir Gott ! »
Mein Mann war nicht daheime !
2) Sie nimmt die Kinder wohl bei der Hand
Und ging soweit, als Gott erbarm,
Wohl unter die grüne Tanne.
« Kommt her, kommt her, ihr Kinderlein mein,
Daran müsst ihr es jetzt hangen ! »
3) Sie hängt sie selbzweit an einen Ast,
Und als das dritte zu ihr sprach :
« Ach Mutter, lass mich leben,
Kein Hunger, kein Durst tut mir es nicht weh,
Kein Brot sollst du es mir geben. »
4) Und als der Bauer nach Hause kam,
Und als das Pferd im Stalle stand :
« Komm Knecht, wir wollen essen. »
Den ersten Laib Brot, den er’s aufschneidt,
Da spritzt ihm’s Blut ans Messer.
5) « Ach Frau, wem hast du’s Brot versagt ?
Es ist ja Gott im Himmel leid.
Du hast dich schwer versündigt. » –
« Ich hab’s versagt in deiner Schwester
Mit ihren drei kleinen Kinder. »
6) Er nimmt das Brot wohl unter den Arm
Und ging soweit, als Gott erbarm,
Wohl unter die grüne Tanne.
Da sieht er seine herzallerliebste Schwester
’s halbviert an Tannen hangen.
7) Er kniet nieder auf seine Knie
Und betet Vaterunser, zwei oder drei.
« Ach Gott, lass mir’s nicht vergelten,
Ich bin’s ja nicht zu Hause gewesen,
Ich hab gebauet meine Felder ! »
8) Was zog er aus dem Säckelein ?
Ein wunderschönes Messelein.
Die Strick tut er’s abhauen.
Da fingen alle Glöcklein von selber an läuten
Zu einem Wunderzeichen.
Limersheim 1911
Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1, page 128 (voir la bibliographie)