Soldatenlied nach dem Unglücksjahr 1812
1) Brüder, tut euch wohl besinnen,
Denn das Frühjahr fängt schon an.
Was werden wir zusammen bringen ?
Mehr als hunderttausend Mann.
Durch fremde Länder müssen wir ziehen,
Fremde Völker müssen wir sehn.
Wir greifen die Waffen in die Hand
Und streiten für das Vaterland.
2) Sieh, es kommen alle Morgen
Viele junge Rekruten an,
Und dabei ist es ja wohl zu bemerken,
Dass der Krieg aufs neu fängt an.
Alle Handwerksleute schaffen
An des Kaisers Kriegerwaffen,
Dieweil der Feldzug wohl ist bereit
Auf die schönste Sommerszeit.
3) Was hat Deutschland nicht erfahren ?
Frankreich war ja schuld daran !
Baden, Württemberg und auch Sachsen
Stellen hunderttausend Mann.
All die sind zugrund gegangen,
Teils erfroren wohl in dem Schnee,
Es war für Deutschland grosses Weh !
4) Tun wir gleich den Winter erwarten,
Plötzlich war die Kält so gross,
Freuen sich nun die Kosaken,
Reiten sehr auf Deutschland los.
Treiben sie uns ins weite Felde,
Dass wir müssen Hungers sterben
Und erfrieren wohl in dem Schnee.
Es war für Frankreich grosses Weh.
5) Was für Angst und was für Schrecken
Ward bei Moskau uns bekannt,
Dass die Stadt in heller Flamme,
Plötzlich war sie aufgebrannt.
Dieses war ja unerhört,
Von den Russen ganz zerstört,
Dass der Feind in dieser Stadt
Nichts als Not zu leiden hat.
6) Wie ein mancher getreuer Vater
Hat seinen herzliebsten Sohn im Feld !
Er tut ihn mit Schmerzen erwarten,
Sieht ihn nicht mehr auf der Welt.
Dies tut ihm so weh im Herzen,
Macht ihm so viel Pein un Schmerzen,
Weil ihm sein getreuer Sohn
In dem Schnee verfroren schon.
Dauendorf 1860
Source
« Das Volkslied im Elsass », Joseph Lefftz, vol. 1, page 249 (voir la bibliographie)