Christinchen
1) Christinchen sass im Garten,
Den Bräutigam zu erwarten,
sie hatte schon längst am Himmel gesehn,
Dass sie im Rhein soll untergehn.
2) Da ging sie zu ihrem Vater :
„Ach Vater, herzliebster Vater,
Könnte dies, könnte das nicht möglich sein,
Dass ich noch ein Jahr könnte bei euch sein ?“
3) ‚Ach nein, das kann nicht sein,
Die Hochzeit muss ja sein.
Du musst marschieren wohl über den Rhein,
Du kannst nicht länger mehr bei uns sein.‘
4) Nun ging sie zu der Mutter :
„Ach Mutter, allerliebste Mutter,
Könnte dies, könnte das nicht möglich sein,
Dass ich noch ein Jahr könnte bei euch sein ?“
5) ‚Ach nein, das kann nicht sein,
Die Hochzeit muss ja sein.
Du musst marschieren wohl über den Rhein,
Du kannst nicht länger bei uns sein.‘
6) Da ging sie in ihre Kammer
Und klagte ihren Jammer.
Sie klagte es ihrem Herzen allein
Und kleidete sich schneeweiss, schneeweiss.
7) Auf einmal kamen gefahren
Wohl siebzehn schöne Wagen.
Der erste der war mit Gold beschlagen,
Darin soll unser Christinchen fahren.
8) Da fuhren sie über die Brücke,
Die Brücke sprang in Stücke,
Christinchen fiel und fällt in den Rhein,
Sie brach sich den Arm und das linke Bein.
9) Der Vater stand von ferne,
Er sah Christinchen schwimmen.
„Christinchen, liebes Kindelein,
Könnt ich doch nur an deiner Seite sein!“
Source :
« Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder », Louis Pinck, vol. 2, page 83 (voir la bibliographie)