Wächterlied

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1) Es war einmal ein junger Knab,
Der hat gefreit schon sieben Jahr
Um ein Mägdlein, das ist wahr,
Er konnt sie nicht erfreien.

2) « Ei, komm den Abend, junger Knab,
Wenn finstre Nacht und Regen,
Wenn niemand auf der Gasse ist,
Herein will ich dich lassen. »

3) Der Tag verging, der Abend kam,
Der junge Knab geschlichen kam,
Er klopfte leise an die Tür :
« Steh auf, ich bin dafür ! »

4) « Ich hab schon lang gestanden hier,
Ich stand allhier wohl sieben Jahr ! » –
« Hast lang gestanden, das ist wahr,
Ich hab noch nicht geschlafen.

5) Ich hab gelegen und hab gedacht :
Um meinen Schatz wird es mir bang,
Er wachte mir nur allzu lang,
Je länger ward mir bänger. » –

6) « Wo ich so lang geblieben bin,
Das darf nicht dir gesaget sein :
Bei Bier und Wein, wo Jungfraun sein,
Da bin ich allzeit gerne. »

7) Es war wohl um die Mitternacht,
Der Wächter fing zu läuten an :
« Steh auf, wer bei seim Liebchen liegt,
Der Tag kommt angeschlichen ! »

8) Das Bürschlein auf die Leiter sprang
Und schaut die Stern am Himmel dicht :
« Ich scheid nicht, bis der Tag anbricht,
Bis alle Sterne schwinden. »

9) Er sah das Morgensternlein nur,
Der Knabe sich vom Mägdlein wandt.
Das Mägdlein morgens früh aufstand,
Ging an den kühlen Brunnen.

10) Begegnet ihr derselbig Knab,
Der nachts bei ihr geschlafen hat,
Viel guten Morgen boten hat :
« Guten Morgen, mein Feinsliebchen ! »

11) « Wie hast geschlafen heute nacht ? » –
« Ich hab gelegen in Liebchens Arm,
Ich hab geschlafen, dass Gott erbarm,
Ich hab mein Ehr verschlafen. »

Alsace 1840

voir aussi : « Wächterlied », François Wilhelm

Source :
"Das Volkslied im Elsass", Joseph Lefftz, vol. 1,  page 71 (voir la bibliographie)

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